Teheran Tagebuch – Lektionen einer Reise (Lektion 3 & 4)

Lektion 3: Feiertag

Vokabeln:

Guten Morgen – sobh bekheir

Frühstück – sob hane

div. Fladenbrot – nun-e sangak / nun-e barbari

Honig – assal

Feigenmarmelade – moraba-e andjir

(Schafs)Käse – panir

Walnuss – gerdu

Granatapfelsaft – ab-e anar

Stadt – shahr

Hauptstadt – paitakht

Abgase – egzoz

Persisch-Sprachschule – madrese-je zaban-e farsi

nah – nazdik

weit – dur

Woman only – wagon wige banuan

Die Woche ist im Iran anders strukturiert als in Deutschland. Donnerstag/Freitag ist Wochenende (akhar-e hafte). Mein erster Sonntag hier ist aber ein Feiertag (ta’tilat). Es ist der Geburtstag von Prophet Mohammad. Die meisten Teheraner nutzen den freien Tag einfach dazu, es sich zu Hause gemütlich zu machen oder Shoppen (shaping/kharid) in einem der vielen Einkaufszentren zu gehen. Ich habe Teheran ja bisher nur nachts aus dem Taxi gesehen und bin daher froh, dass mich Modjtaba mitnimmt, um Guthaben für mein Handy zu holen. Gleich um die Ecke ist der Vanak-Platz (meydun-e Vanak), wo aufgrund des Feiertags unüblich wenig Verkehr herrscht, dafür aber viele Fußgänger unterwegs sind. Die Frauen legen die Auslegung des Korans ihrerseits unterschiedlich aus und tragen mal einen schwarzen Ganzkörperschleier (chador) oder einen leichten möglichst weit nach hinten geschobenen farbigen Schal als Kopftuch. Die Kleiderordnung wird mehr oder weniger eingehalten: für die Frauen gelten lange Ärmel, knielanger Mantel, darunter lange Hosen oder Röcke, bedeckter Kopf und Hals; für die Männer keine kurzen Hosen. Der Winter macht es einem leichter: es sind derzeit circa plus 10 °C und die Sonne scheint durch die Ozonschicht. Beim Verlassen des Hauses hatte sich meine Tante lustig über mein streng gebundenes schwarzes Kopftuch (rusari) gemacht und mich dazu ermuntert, mir ein paar Strähnen Haar ins Gesicht zu ziehen. Mit meinem knielangen schwarzen Mantel sehe ich fast strenger aus als der Durchschnitt und falle nicht weiter auf. Sowieso scheint es Dresscodes für Draußen und andere für Drinnen zu geben: in den Schaufenstern des Einkaufszentrums hängen kurze Cocktailkleider – rot, glitzernd mit sexy Spitzenärmeln oder sogar Negligees. Ich weiß nicht, ob ich die richtigen Fummel mitgebracht habe für anstehende Anlässe oder ob ich auch da eher underdressed sein werde. Naja, vielleicht gehe auch ich erst einmal auf „Shaping-Tour“.

Lektion 4: Intermediate 1

Heute bin ich mit Tante Sepideh (ammeh) mit so ziemlich allen öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren, die es in Teheran gibt: mit dem Bus, dem Minibus, dem Taxi und der Metro. Während im Taxi und Minibus Männer und Frauen dicht gedrängt nebeneinander sitzen, gibt es in Bus und Metro getrennte Abteile.

Wir fahren erst zur Sprachschule wo ich mich einschreibe und nach einem kurzen Sprachtest und einer Leseprobe etwas zu hoch eingestuft werde: Intermediate 1 (kommt nach Elementary 1 und 2). Da ich aber auch nicht die nächsten drei Wochen nur das Alphabet lernen möchte, bin ich froh drüber und nehme mir vor, diese Woche ein bisschen zu streben. Nach der Sprachschule schaue ich mir eine Wohnung an, in die ich Freitag ziehen werde, weil Onkel und Tante ihre Tochter in Australien besuchen und ich somit die restlichen Wochen auf mich selbst gestellt bin. Dann geht es zum Tajrish-Platz. Wir stärken uns mit einer großen Portion Kabab-e Kubideh und schlendern über den berühmten alten Bazar. Wieder zu Hause schaue ich mir drei Stunden Hochzeitsvideo meiner Cousine Elham an. Da das Ganze in Echtzeit gefilmt ist, nehme ich teil an der kompletten persischen Hochzeitszeremonie, gefühlten 50 Fotokonstellationen, tanze mit zu „Je dokhtar daram shah nadare“ und „Gandam Style“ und hole somit die verpasste Familienfeier ein bisschen im Wohnzimmer vor dem riesigen Flachbildschirm nach. Dafür müssen sich Modjtaba und Sepideh mein zehnminütiges Kubaurlaubsvideo reinziehen. Damit sind wir quitt.